Videoausschnitte aus Othello, William Shakespeare, Regie: Luk Perceval,
Fernsehadaption einer Inszenierung der Münchner Kammerspiele, ©ZDF 2003
2003 – 2008
Klavier-Spieler – Jens Thomas
in Othello von Luk Perceval
Inszenierung
Wäre der Jazz 1604 schon erfunden gewesen, das englische Theatergenie William Shakespeare hätte einen Pianisten wie Jens Thomas sicher gerne für die Uraufführung seiner Tragödie Othello gewonnen. Doch so mussten erst fast genau 400 Jahre vergehen, bis Luk Perceval den studierten Jazz-Pianisten Thomas (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg bei Prof. Dr. Dieter Glawischnig) im Jahr 2003 auf die Bühne der Münchner Kammerspiele brachte.
Jens Thomas, der in seinem aktuell erschienenen Album eine Jazz-Hommage an AC/DC wagt (Speed Of Grace: A Tribute To AC/DC, erhältlich bei ACT), ist in Luk Percevals Inszenierung nicht nur zentral in der Bühnenmitte positionierter musikalischer Begleiter am Flügel. Vielmehr wird er zum eigenständigen Darsteller oder Performer, der teils Stimmungen untermalt, teils Atmosphäre schafft (bezogen auf einen Konflikt oder eine einzelne Figur) und auch mal bewusst keinen Ton erklingen lässt.
Eine neue Aufführung, ein neuer Improvisationsakt von Jens Thomas: Mal streichelt er die Klaviertasten zärtlich, mal lässt er seine Hände grob auf sie nieder schlagen. Er singt – er schreit. Das Klavier wird zum Percussion-Instrument oder auch zum Schutzort für Desdemona. Als letzte verbliebene Ausdrucksmöglichkeit, wenn Worte nur mehr Konfusion stiften, macht sein Klavierspiel im Theater das erfahrbar, was zunächst nicht offenkundig ist, gemäß dem Prinzip: „Improvisation ist nicht das Erfinden von etwas, sondern das Sicht-und Hörbarmachen von dem, was unsichtbar wirkt.“