1918

Frühe Plakate –
Theaterplakate anno dazumal

Erscheinung

  • Klabund – XYZ, 18. Januar 1918

  • Henrik Ibsen – Peer Gynt, 24. Januar 1918

  • Frank Wedekind – Frühlings Erwachen, 13. April 1918

„Werte Damen, bitte nehmen Sie während der Vorstellung Ihre Hüte ab.“
„Verehrte Herrschaften, zeichnet Kriegsanleihe!“
„Gönnen Sie sich einen Theaterbesuch – Karten sind ab 2,50 Mark zu haben.“

Früher war nicht alles besser, aber anders. So auch Theaterplakate. Wo heute ganz im Zeitgeist schicke Grafiken, Fotos oder Illustrationen werben, vermittelten die Plakate zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen oftmals eher sachlich-funktionalen Eindruck. Einen künstlerischen Anspruch begannen Theaterplakate überhaupt erst ab dem späten 19. Jahrhundert zu entwickeln. Zuvor stand ihr Informationsgehalt im Mittelpunkt, die Plakate waren schlichte Anschläge im öffentlichen Raum mit oftmals nur laienhaft umgesetzten bildlichen Darstellungen.

In der jahrhundertealten Theatergeschichte stellen die Plakate und ihre Vorläufer, die Theaterzettel, eine sehr junge Erscheinung dar. Bis über das Mittelalter hinaus war das Theater fest im Alltag verankert, so dass gesonderte Werbemaßnahmen nicht weiter notwendig waren. Marktschreier und handgeschriebene Anschläge übernahmen im Laufe der Zeit ankündigende Funktion. Als der Buchdruck aufkam, entstanden auch erste Drucke mit Hinweisen auf Theateraufführungen. Im 16. und 17. Jahrhundert konnte gerade in England mit der Privatisierung der Theater im Elisabethanischen Zeitalter kaum mehr auf Werbung verzichtet werden, um im harten Konkurrenzkampf der Theatertruppen zu bestehen.

Als im Zuge der Aufklärung das bürgerliche Theater entstand, forderten die Zuschauer beständig mehr Informationen zu den Theateraufführungen – schmucklose Theaterzettel mit Inhaltsangaben leisteten dies. Der aufkommende Kapitalismus des 19. Jahrhunderts machte sich die Theaterzettel zunutze und platzierte Geschäftsreklame für allerlei Waren auf den Drucken. Diese Werbung nahm so stark zu, dass die Zuschauer bald den überbordenden Umfang theaterfremder Inhalte auf den Publikationen beklagten.

Moderne Plakate in Form künstlerischer Auftragsarbeiten entstanden erst zum Ende des 19. Jahrhunderts. Einen wichtigen Meilenstein hierfür stellt die Erfindung der Lithographie 1797 und deren Weiterentwicklung im 19. Jahrhundert dar. Wo zunächst die Motive der Plakate an bekannte Vorlagen aus der Malerei angelehnt und mit Texten zum Stück versehen waren, schufen beauftragte Künstler bald eigenständige Werke um für Aufführungen zu werben. Die Blütephase der Plakatkunst zeichnete sich zweifelsohne um 1900 im Jugendstil ab, der die Idee eines umfassenden, alle künstlerischen Schöpfungs- und Anwendungsbereiche integrierenden, Kunst, Handwerk und Leben verbindenden Gesamtkunstwerks verfolgte.

Plakate künstlerisch hochwertig zu gestalten und anzufertigen, kostete jedoch deutlich mehr als schlichte Drucke, so dass parallel dazu nach wie vor auch einfache Textplakate veröffentlicht wurden. Anders als heutzutage transportierten die Poster jedoch mehr als Stücktitel, Regisseur und gegebenenfalls mitwirkende Schauspieler, wie die nebenstehenden Beispiele zeigen. Während des ersten Weltkrieges wiesen die Plakate der Kammerspiele beispielsweise darauf hin, dass sämtliche Einnahmen von Vorstellungen die deutsche Kriegsanleihe finanzieren. So appellierte das Theater an den Kriegsenthusiasmus der Bevölkerung, die sich sogar mit dem Besuch einer Kulturveranstaltung für das Vaterland einsetzen konnte.

Verschiedene Schriftarten und -sätze sorgten für eine abwechslungsreiche Plakatgestaltung. Die Abstammung vom früheren Theaterzettel lässt sich noch an der Fülle an Informationen, die die Plakate enthalten, festmachen: die gesamte Besetzung ist aufgelistet sowie die Kartenpreise, oftmals erscheint auch eine Vorschau auf den Wochenspielplan, ein Hinweis auf Geschenkgutscheine oder – wie im Fall von Peer Gynt – eine Liste der vorkommenden Musiknummern.