1991

Ein deutscher Chor –
Schlusschor an den Kammerspielen

Inszenierung

Szene aus Botho Strauß Schlusschor, fotografiert von Oda Sternberg

Die deutsche Wende und der Mauerfall waren Ereignisse, mit denen sich jeder Deutsche im Einzelnen, aber auch Deutschland als Gesamtes auseinandersetzen musste. Die Kammerspiele reagierten auf diese allumfassende gesellschaftliche Veränderung unter anderem mit der Uraufführung des Stückes Schlusschor von einem der bedeutendsten deutschen Dramatiker jener Zeit, Botho Strauß.

Dieser verfasste das Stück extra für jene bedeutende Novembernacht 1989, in welcher die deutsch-deutsche Geschichte neu geschrieben wurde. Keine Tragödie war es und auch keine Komödie, sondern einfach ein Stück in drei Akten, wie der bescheidene Untertitel verlauten ließ. Mit präzisem Blick zeichnet es die deutsche Gesellschaft, die sich vorsichtig tastend in ihre neue Rolle als Gesamtdeutschland einfügen musste. Nicht ohne Komplikationen, wie das Stück deutlich machte.

Gisela Stein, fotografiert von Oda Sternberg

Am 01.02.1991 wurde das Stück im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele uraufgeführt. Es war die lang ersehnte erste Premiere dieser Spielzeit. Aufgrund hausinterner Komplikationen, wie Umbauten und Schauspielerverletzungen, war der Premierentermin immer wieder verschoben worden.

Dementsprechend erwartungsvoll war das Münchner Publikum. Es wollte sein Theater an der Maximilliansstraße endlich wieder einmal strahlen sehen. Und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht. Intendant Dieter Dorn selbst führte Regie, Jürgen Rose kümmerte sich um Bühne und Ausstattung, und Max Keller war für das Licht verantwortlich. Der damals noch unbekannte Armin Petras war Dorns Regieassistent. Dazu kam noch ein hervorragendes Ensemble von 26 Kammerspielschauspielern. Unter ihnen auch Gisela Stein, Frank Zapatka, Rudolf Wessely, Elfriede Kuzmany und Sunnyi Melles.

Sie alle glänzten in bejubelten Soloauftritten. Dass das Stück etwas an Aktualität verloren hatte, da es durch die ständig verschobene Premiere nicht wie einst geplant zur Wiedervereinigung, sondern erst über ein Jahr danach aufgeführt wurde, sei zu verschmerzen gewesen, so der Tenor der Presse. Eine außergewöhnliche Ensembleleistung sei es gewesen, da waren sich alle einig und begeistert zollten die Münchner ihren Kammerspielen Tribut mit anhaltendem, begeistertem Beifall.


Beitrag des Münchner Mittagsmagazins vom 1.2.1991 des Bayrischen Rundfunks zur Uraufführung von Schlusschor

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