
Wenn sich der Theaterbesucher der Münchner Kammerspiele abends auf den Weg zur Vorstellung macht und vom Max-Joseph-Platz zur Heimat des Schauspielhauses in die Maximilianstraße 26/28 spaziert, kann er die Luxusmeile Münchens in ihrer ganzen Pracht genießen. Die untergehende Sonne taucht die Straße in ein rot-goldenes Licht und lässt das Maximilianeum auf der östlichen Isarhöhe als krönenden Abschluss der Prachtstraße erstrahlen. Dieses beeindruckende Zusammenspiel zwischen Natur und Architektur ist der Höhepunkt der Inszenierung der 'Theaterstraße' Münchens.
Darüber hinaus hält die Maximilianstraße für den Besucher noch weitere Schauspiele bereit. Die Münchner Kammerspiele befinden sich in nächster Nachbarschaft zum Kempinski Hotel Vierjahreszeiten und zu den teuersten und edelsten Boutiquen, Juwelieren und Kunstgalerien Münchens. Die Maximilianstraße lockt nicht nur mit den Ausstellungen des Staatlichen Völkerkundemuseums (Hausnummer 42), den Inszenierungen der Münchner Kammerspiele, des Nationaltheaters und des GOP–Varieté–Theaters. Sie lockt auch mit ihrer Eigeninszenierung durch die Schaufenster der Luxuslabels, die teuren Autos, die zur Repräsentation ihrer Besitzer durch die Straße gefahren werden, und besonders durch ihren stilistisch einzigartigen architektonischen Aufbau.
Die handschriftlichen Notizen des Kronprinzen Maximilians belegen, dass dieser bereits seit 1832 beabsichtigte, mit der Maximilianstraße einen städtebaulich bedeutsamen und ästhetisch eindrucksvollen Straßenzug zur „Stadtverschönerung“ und zur „Verbindung der Stadt mit der Isar von der Residenz über das Lehel“ zu schaffen. Diese Pläne konnte Maximilian dann nach der Isarregulierung und seiner Thronbesteigung im Jahre 1848 in die Tat umsetzen und der Stadtingenieur Arnold von Zenetti begann am 18. Juli 1853 mit den Straßenbauarbeiten.

Die konkrete Planung der Gebäude begann mit einer Ausschreibung, in der Maximilian mehrere Architekten beauftragte, Musterfassaden für die neue Straße zu entwerfen. Nach dem Willen des Königs sollte „ein einheitlich zeitgemäßer Baustil ersonnen“ werden und diese architektonische Geschlossenheit sollte mit einem „großen Nationalbau“ als point de vue auf jenseitiger Isarhöhe gekrönt werden. Die symmetrisch angelegten Musterfassaden des Architekten Georg Friedrich Christian Bürklein fanden den Zuspruch des Königs. So wurden alle Gebäude der Straße nach dessen Entwürfen im sogenannten 'Maximilianstil', einer Stilmischung gotisch-renaissancehafter Elemente, gebaut.
Die Straße sollte wie aus einem Guss geschaffen erscheinen und deshalb wünschte der Bauherr, dass „mehrere aneinander liegende Häuser in einer Fassade so zu gestalten seien, dass sie gleichsam ein Gebäude darstellen, um den kleinlichen Eindruck von vielen Einzelgebäuden zu umgehen“. Um die Monotonie seiner langen, flachen Fassaden zu unterbrechen, forderte der König vor- oder rückspringende Teile, erhöhte Mittel- oder Flügelbauten und Fassadenschmuck. Unter diesen Gebäudekomplexen findet sich auch der 'Riemerschmid-Block' (Hausnummern 22-30), den Anton Riemerschmid von 1859-1863 errichten ließ. In dem Hofraum hinter zwei dieser Häuser baute Riemerschmids Enkel Carl 1900-1901 ein Privattheater, in dem die Münchner Kammerspiele 1926 ihr neues Zuhause fanden.

Die architektonische Komposition der Prachtmeile fand ihren beeindruckenden Abschluss in der 150m breiten zweistöckigen Schaufassade des Maximilianeums. Das Maximilianeum thront mit seinen hohen Futtermauern, die durch die Geländestufe des Isarhochufers bedingt werden, gleichsam über der Maximilianstraße.